Die NABU-Ortsgruppe Maintal (Vogelschutzgruppe) betreut in der Gemarkung über 800 künstliche Nisthilfen, die jedes Jahr kontrolliert und gesäubert werden, um so für brutbereite Singvögel im Frühjahr Platz zu schaffen für neue Nester und Gelege. Bei der Reinigung ist es nicht ungewöhnlich, mit Gras und Moos vollgepackte Nistkästen vorzufinden, in denen es sich mehrere Waldmäuse bequem gemacht haben, die daraufhin fluchtartig zu Boden springen und sich ein anderes Quartier suchen. Wie überrascht war aber daher der Verfasser, vor zwei Jahren Mitte März ein anderes Tier zu finden, das sich, seiner warmen Umgebung plötzlich beraubt, den Blicken entzog und laut schimpfend einen Baumstamm erklomm: ein Gartenschläfer.
Die kleinen, auf der Oberseite bräunlich/grauen Nagetiere aus der Familie der Bilche haben eine durchschnittliche Körperlänge von 12 – 14 cm und wiegen bis zu 130 g.
Charakteristisch sind jedoch eine auffallend schwarze Gesichtsmaske und ein langer, mit Endquaste versehener Schwanz.
Diese Beobachtung im Maintaler Stadtwald war so ungewöhnlich, dass weder bei der Unteren Naturschutzbehörde noch bei Hessenforst Beobachtungen dieser Tierart für unsere Gegend vorlagen.
So ist der Gartenschläfer z.B. im Rheingau oder den umliegenden Mittelgebirgen häufiger zu beobachten. Er schätzt eher felsige Mischwälder, kommt aber auch in Streuobstgebieten, Gärten und Weinbergen vor, wo er seine Nester in Baumhöhlen, Felsspalten oder eben in Nistkästen anlegt.
Wie sein Verwandter, der etwas größere Siebenschläfer, dringt er auch gerne in Gartenhütten oder Dachböden ein, wo er sich gegebenenfalls durch sein lärmendes Verhalten bemerkbar macht.
Als überwiegend nachtaktives Nagetier ist es sehr schwierig, ihn in seinem natürlichen Verhalten zu beobachten. Hinzu kommt, dass er von Ende Oktober/Anfang November bis Ende März/Anfang April Winterschlaf hält. So wurden dieses Jahr in Maintal noch in der ersten Aprilwoche einige Tiere tief schlafend angetroffen!
Falls sich ein Gartenschläfer einen Nistkasten ausgesucht hat, findet man das Tier bei der Kontrolle zusammengerollt vor, Kopf und Körper mit dem langen Schwanz bedeckt. Dieser Kasten wird natürlich nicht ausgeräumt, sondern wieder vorsichtig verschlossen.
Leider sind die liebenswerten Gartenschläfer in den letzten Jahren in ihrem Bestand erheblich zurückgegangen, nicht zuletzt aufgrund der Vernichtung ihrer Lebensräume.
Daher ist es umso erfreulicher, dass der Verfasser dieses Jahr in einem Teilbereich des Maintaler Stadtwaldes sogar 14 Gartenschläfer in sieben Nistkästen vorfinden konnte.
Hoffen wir, dass diese Zunahme stabil bleibt, und der kleine Bilch auch in Zukunft zu Maintals heimischen, aber heimlichen Tieren gehören wird.
In diesen schönen, warmen Oktobertagen haben unsere Gartenschläfer genügend Zeit, sich die notwendigen Futterreserven anzufressen, denn Obst, Beeren und Sämereien sind in Hülle und Fülle zu finden.
Wir wünschen ihnen einen guten Schlaf und freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Frühjahr in einem der vielen Nistkästen.
Verfasser:
Hanns P. Golez
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